Im Jahre 1994 fuhr ich mit einem Freund Alex nach Italien, um dort Rollerteile günstig von
irgendwelchen Schrottplätzen zu erstehen. Wir hatten es hauptsächlich auf Motoren und alte
Roller abgesehen und nahmen uns vor, einen Oldie mit nach Deutschland zu nehmen. So fuhren
wir am ersten Tag bis knapp vor die österreichische Grenze, wo wir dann im Auto übernachtet
haben. Erst am nächsten Tag stellten wir fest, daß wir die ganze Zeit in der Zufahrt zu einem
Bauernhof geparkt hatten, die wir in der Nacht für eine Parkbucht gehalten hatten.
Da man im
Auto bekanntlich nicht besonders gut schläft - schon garnicht mit irgendwelchen riesigen
Mutantenfaltern im Auto - waren wir um sechs Uhr morgens mehr schlecht als recht aufgewacht
und machten uns nach einem kurzen Frühstück auf den weiteren Weg Richtung Bella Italia.
Den ersten Roller sahen wir bereits am Zoll! Und was für einer! Eine wirklich gut restaurierte
GS 3! Das sah ja schon vielversprechend aus, und wir schöpften Mut tatsächlich in Italien fündig
zu werden.
Gegen Mittag fanden wir die ersten Schrottplätze und versuchten mit ein paar Brocken
italienisch zu erfahren, ob dort auch Vesparoller rumgammeln. Leider war unsere Suche nicht von
Erfolg gekrönt. Im Laufe des Tages erreichten wir Bozen, wo wir unsere ersten Karten nach
Deutschland schrieben. Es war wirklich herrliches Wetter! Normalerweise ist der Fahrtwind ja
recht kühl, aber zu dieser Zeit war selbst der warm; sogar bei hohen Geschwindigkeiten auf der
Autobahn! Gegen Abend erreichten wir langsam aber sicher den Gardasee. Kurz vorher jedoch bremste
Alex abrupt ab, da er auf der linken Seite in einer Toreinfahrt einen alten Roller stehen gesehen
hatte. Wir drehten also um und fuhren in besagte Einfahrt, die zu einer Wäscherei gehörte. Was
wir sahen, war nicht etwa nur ein Roller, sondern auf dem Hof standen bestimmt 10 Roller, einer
älter als der andere. Waren wir etwa im Paradies? Wir wußten es nicht! Allerdings schien dann im
Paradies nicht viel los zu sein, da sich anscheinend keiner darum kümmerte, daß wir auf dem Hof herumliefen und uns jeden Roller
genauestens anschauten.
Sogar der Transit der Wäscherei stand auf dem Hof und war vollgepackt mit
Wäsche. Es hätte wahrscheinlich auch keinen interessiert, wenn wir mit dem eine kleine Runde
gedreht hätten. Trotzdem harrten wir weiter aus, da wir dachten, daß bestimmt gleich jemand kommt.
Immerhin waren die hinteren Türen des Transits weit offen. Als nach zwanzig Minuten immer noch
niemand auftauchte, gingen wir in die Wäscherei und fragten die Frauen, die dort arbeiteten, wem
die Vespas draußen auf dem Hof gehörten.
Das Wort Vespa war anscheinend wie eine Initialzündung,
denn sofort ging eine der Frauen tiefer ins Innere der Wäscherei und kam mit einem Mann,
wahrscheinlich der Chef, wieder zurück. Dem brauchten wir auch garnicht groß erklären, was wir
wollten, denn wir waren wohl nicht die ersten Deutschen, die hier einen Roller kaufen wollten.
Zusammen mit dem Wäschereibesitzer gingen wir wieder ins Freie und schauten uns nochmal die
Roller an. Wir hatten noch gar nicht alle gesehen,
denn unter ein paar Planen standen noch fünf oder sechs weitere Roller. Danach führte der Besitzer uns
quer durch seine Wäscherei in den Heizungsraum, in dem es bestimmt 60° C heiß war. Allerdings wurde
unser Schwitzen belohnt, da hier auch nochmal acht Roller standen. Unter ihnen auch eine voll restaurierte
Vespa 125 mit Gestängeschaltung, die wir uns aber leider, leider nicht leisten konnten.
Nach langem Überlegen entschieden wir uns schließlich für zwei Roller, die wir am nächsten Morgen bezahlen und abholen wollten. Wir machten einen Termin um 10 Uhr aus und suchten uns für die Nacht einen Campingplatz! Alles, nur keine zweite Nacht im Auto! Am nächsten Morgen standen wir pünktlich auf der Matte und der Italiener hatte schon unsere beiden Roller auf den Hof gestellt. Wir bezahlten den Kaufpreis und fingen an, die Roller auseinander zu bauen. Wir waren natürlich sehr optimistisch gew
esen, direkt zwei komplette Roller in Alex´ Escort bekommen zu wollen. Nachdem wir allerdings die
Backen, das Hinterrad und die Gabel bei beiden Rollern ausgebaut hatten, paßten beide wunderbar
ins Auto (siehe Foto)! So voll beladen machten wir uns wieder auf die Heimreise Richtung
Deutschland!
An der italienisch-österreichischen Grenze schauten die Zöllner zwar ziemlich
verdutzt, ließen uns aber dennoch anstandslos passieren. Nach ca. 13 Stunden
Fahrt kamen wir gegen 22 Uhr wieder heil in Aachen an und stellten das Auto
erstmal komplett mit allen Sachen in die Garage meiner Eltern. Wir waren so
kaputt, daß wir einfach nur ins Bett wollten! Am nächsten Tag kramten wir unsere
Mitbringsel dann aus dem Auto in meine Garage.
Wie auf dem Foto
zu sehen, hat sich am Zustand des Rollers noch nicht soviel getan. Das gleiche Problem wie bei
meinem V50! Allerdings wird auch dieser Oldie bald restauriert!
Für alle jene, die auch nach Italien fahren wollen, um dort einen alten Roller vom Schrottplatz
zu kaufen, sei gesagt, daß seit neuestem kein kompletter Roller mehr vom Schrottplatz verkauft
wird. Man darf anscheinend nur noch Ersatzteile oder Motoren kaufen. Wer also billig einen
Roller in Italien kaufen möchte, sollte sich vielleicht vorher informieren. Eine gute Adresse
hierfür dürfte das Scooter Center in Bergheim sein, da die immer noch regelmäßig Roller aus
Italien importieren und somit wohl am besten über die Probleme beim Rollerkauf in Italien
Bescheid wissen! Wer Interesse hat, kann sich bei denen ja mal informieren!